Es war nicht leicht. Mein permanentes Misstrauen gegenüber Menschen, besonders jene, die mir zu nahe kommen, bereiteten mir in den ersten Wochen Schwierigkeiten in der Gruppentherapie. Unberechenbares ergab bei mir immer dieselbe Reaktion, ich fuhr meine Schutzwälle hoch. Die Therapie war anfangs irritierend, ich erwartete einen pädagogisch wirkenden Therapeuten und fand einen Moderator. Erst nach Wochen war ich bereit, die Mauern zu senken, jedenfalls konnte ich nun darüber schauen.
Zum Schluss musste ich feststellen, Therapie muss aus sich heraus erfolgen, von außen bedarf es aber unbedingt des Anstosses. Es hat geklappt, seit fast 3 ½ Jahren trocken und ich verspüre überhaupt keinen Sauf-Druck. Selbst in Situationen, in der der Wodka früher ein notwendiger Helfer war. Klopf, Klopf auf Holz…….
Wöchentlich gab es einmal eine „Film-Therapie“, über den Sinn, fortwährend Filme mit Alkoholikern und deren Opfern anzuschauen, darüber kann man sich streiten. Was dabei Spielsüchtige zu suchen hatten, war erst recht nicht nachvollziehbar. Es entlastete jedenfalls die Therapeuten und das meine ich nicht zynisch oder mit Ironie.
Die Leute waren sehr engagiert, besonders in der 1-wöchigen Zuordnungsphase. Herr Nebe fällt mir dabei ein. Die Schwestern und Pfleger ein Gedicht. Mein späterer Bezugstherapeut war sehr gut, mit ***** und wahrlich ein guter „mit dem Finger die unbekannte Wunde berührender“ Denkprozessanregender. Mir fällt der Name nicht ein, er war Werder-Fan, unverständlich. Er war zwar in seiner Denkstruktur zu Alkoholikern „leicht/mittel“ erstarrt voreingenommen, aber auch verständlich, jeden Tag möchte ich dieses Klientel nicht um mich herum haben. Gewisse Situationen hätten bei einer Aussprache im Einzelgespräch geklärt werden können, so waren manche meiner Handlungen nach Schema „F“ interpretiert worden, sie wurden zum Schluss der Kur erwähnt und ich war es leid, da noch etwas zu korrigieren.
Die Verwaltung schien auch von diesem „Kunden-Klientel“ nachhaltig negativ beeindruckt, das erklärte, dass manchmal arrogant-derbe Verhalten den Patienten gegenüber.
Es gab zwei gute, engagierte Ärzte/innen; der Rest, für mich irritierend, einer schloss die Zimmertür beim Patientengespäch ab, humorlos war er auch noch. Sehr sonderbar, ich bin ein Fachmann für Bedrohungsszenarien, aber in dieser Situation hätte selbst ich die Tür offen gelassen.
Ich bin froh, diese Klinik besucht zu haben.
2 Kommentare
Da muss ich dir leider widersprechen. So wie es aussieht hast du "nur "einen Stof Aufenthalt gehabt. Für akut Betroffene ist dort die medizinische Versorgung eine Katastrophe, und die Therapeuten sind der Chefetage hörig. Der Schutz vor Corona ist dort nicht gewährleistet und sollte überdacht werden.