Meine 92jährige Mutter wurde zur Rehabilitation nach einem Schlaganfall in diese Klinik geschickt. Uns war gesagt worden, dass sie dort gepflegt und mobilisiert werden würde, so dass es ihr danach deutlich besser gehen würde.
Als ich nach einer Woche zu Besuch kam, war ich geschockt.
Ich fuhr mit dem Fahrstuhl in den 2. Stock; dort fand ich mich in einer Art Labyrinth aus grau-weißen Gängen, keine Farbe, keine Deko, keine Pflanze. Nach einigem Herumirren fand ich in einem dunklen Flur das Schwesternzimmer, wo mir mitgeteilt wurde, wo sich meine Mutter befindet. Ich fand meine Mutter in einem grauen, spartanisch eingerichteten Zimmer. Sie hatte das vordere Bett, an der Rückwand unter dem Fenster befand sich ein weiteres Bett mit einer Patientin darin. Außerdem befanden sich in dem Zimmer 2 Schränke, jeweils ein Nachttisch mit Klapptisch, und sonst nichts. Kein Bild, kein Licht, keine Pflanze, keine Farbe. Es war ein dunkles Verlies, ähnlich einer Gefängniszelle. Meine Mutter saß mitten im Raum in einem Rollstuhl und starrte vor sich hin. Vor der Reha hatte sie noch keinen Rollstuhl gebraucht. - Ich durfte zum Glück mit ihr nach draußen, und meine Mutter war überglücklich. Sie hat mir erzählt, es sei ein Albtraum. Die Schwestern seien grob und unfreundlich und nicht mitfühlend, sie werde geduzt und angeschnauzt. Sie bekomme kaum Therapie, allerdings seien die Therapeuten die einzig freundlichen Menschen dort. Sie komme niemals nach draußen. - Meine Mutter war extrem unglücklich und hatte große Angst, als ich sie am Abend wieder zurück brachte. - 3 Tage später habe ich sie da rausgeholt, und nach 2 Tagen bei mir brauchte sie keinen Rollstuhl mehr. Ich habe auch entdeckt,dass sie ein extrem gefährliches Neuroleptikum bekommen hat, welches unzählige Nebenwirkungen hat, u.a. Angstzustände, Depressionen, Parkinsonismus, aber auch Atemwegsinfektionen und Lungenentzündung. - Meine Mutter sagt, ich habe ihr das Leben gerettet, und ich glaube ihr. Sie wäre dort gestorben.
1 Kommentar
Das kann ich nur bestätigen. Ich habe Verständnis für die schwere Arbeit des Pflegepersonals, deshalb bin ich auch eher zurückhaltender mit Kritik.Aber hier geht es um hlflose Menschen die sich nicht wehren können. Wenn bestimmte Personen des Pflegepersonal mit der Arbeit überfordert ist,dann müssen sie den Job oder den Bereich wechseln,es geht um MENSCHENLEBEN,um Menschen die Anspruch auf eine würdevolle Behandlung haben, auch wenn sie alt und dement sind.Ich empfehle den Mitarbeitern im Pflegebereich mal in sich zu gehen, ob sie ihre Mutter oder Vater auch so behandeln würden. Oder ob sie selber so behandelt werden wollen. Es muß auch endlich mehr Pflegepersonal zur Verfügung gestellt werden. Wie viele Menschen sind wohl durch die Sparmaßnahmen zum Ofer gefallen,ja ganz krass gesagt unmenschlich und unwürdig behandelt worden.Ich hoffe für meine Angehörigen und mich das wir nicht auch Opfer der Sparmaßnahmen werden. Also wie geschrieben,wer überfordert ist muß den Job oder den Bereich wechseln,anders geht es nicht.