Ich versuche meine Geburtsodyssee kurz zu schildern (haha).
Hatte Freitag früh morgen meinen Blasensprung und habe mich mit Mann und Mama dann ganz langsam Richtung Krankenhaus begeben. Dort angekommen erste Untersuchung, MuMu 2 cm geöffnet, nur leichte Wehenaktivität. Wurde Spazierengeschickt. Gegen Mittag Verlegung in Wehenvorzimmer. Dort wurde Antibiotika gegen mögliche Vergiftung verabreicht und ich habe eine wehenunterstützende Tablette erhalten.
Wehen wurden stärker, bin schnaufend durchs Haus spaziert. Wurde gegen späten Nachmittag dann in den Kreissaal verlegt, MuMu 4 cm. Das ging dem diensthabenden Personal wohl zu langsam. Haben mir dann Angst gemacht, dass Kind müsse bei Blasensprung innerhalb von 24h geboren werden, sonst ist eine Vergiftung möglich. Ich wurde dann an den Wehentropf angeschlossen und habe dagegen leider keine Einwände erhoben. Der Tropf wurde so stark eingestellt, dass ich einen heftigen Wehensturm hatte (also extrem schmerzhafte, ineffektive Wehen in 15 Sek. Abständen). Ich bin wie ein Stehaufmännchen rumgehüpft, da diese Wehen im Sitzen und Liegen überhaupt nicht zu ertragen waren. Nach 1 1/2 Stunden reinster Folter hatte sich der MuMu nur auf 5 cm geöffnet. Ich war körperlich und psychisch am Limit und hab nur denken können: " Bei diesen Schmerzen und dem Tempo schaffst du die Presswehen nie im Leben!" Die ganze Zeit sind die Hebammen auch nur um mich rumgesprungen und hatten als einzige Sorge, dass der Herzton des Babys (der die ganze Zeit absolut normal und ruhig war) aufgezeichnet wird. Wie meine Befindlichkeit war und ob man mich irgendwie unterstützen könnte, war zu keiner Zeit die Frage. Hab mich dann Nachts für eine PDA entschieden, weil die Schmerzen nicht auszuhalten waren. Hab von dem Nebenwirkungen und Risiken, die auf einem Zettel erklärt wurden nicht viel mitbekommen und hab einfach unterschrieben.
Die PDA hat dann eine Assistenzärztin gesetzt. Schon die Testdosis, die eigentlich nur dazu da ist, um zu prüfen, ob der Körper und das Baby das Mittel verträgt, hat mich ab Bauch komplett gelähmt. Die Schmerzen waren natürlich weg und ich erstmal dankbar und hab mir nicht viele Sorgen gemacht. Es standen zwar 5 ratlose Mediziner und Hebammen um mich rum, aber das war mir in dem Moment egal. Die Ärztin hat dann noch die volle Dosis nachgesetzt, woraufhin ich für Stunden bewegungsunfähig war. Die Wehentätigkeit ging auch sehr zurück, so dass der Tropf voll aufgedreht wurde. Gegen morgen hat mir dann eine offenbar unfähige Hebamme gesagt, dass Geburtsstillstand ist und mein Becken wohl für eine normale Geburt zu eng ist ( MuMu war bereits 10 cm offen, also von wegen Geburtsstillstand, und wer mich sieht, lacht sich über das "enge Becken" wohl schlapp).
Ich müsse mich mit dem Gedanken an einen Kaiserschnitt anfreunden, aber ich könne ja froh sein, da ich ja schon betäubt sei. Gegen 8 Uhr Samstag früh war dann gottsei dank, wieder Schichtwechsel (der dritte, glaub ich) und der Oberarzt kam mir dann wirklich mal wie ein Halbgott in weiss vor. Er guckt rein, sagt: "quatsch Stillstand, unsinn enges Becken, da passen zwei durch, den kriegen wir da auch so raus". Das Ende vom Lied war eine Saugglockengeburt, pressen konnte ich nicht, da ich immernoch gefühllos war. Mein Mann hat von hinten gehalten, der Arzt hat quasi auf meinem Bauch gehockt und gedrückt und von unten wurde mit der Glocke gezerrt. Nachdem Baby draußen war wurde ich genäht, da ich einen hohen Scheidenriss und kleineren Riss außen hatte. Das war so schmerzhaft, dass ich mir den Wehensturm zurückgewünscht habe. Teilweise wollte die Ärztin ohne Betäubung nähen, da bin auch ich dann mal laut geworden.
Beim ersten Anlegen hat auch niemand unterstützt, das musste ich allein versuchen.
Jetzt ging es aber erst richtig los. Nach dem Aufstehen, wurde die Kanüle von der PDA aus meinem Rücken entfernt und ich hab sofort Ohrensausen bekommen. Verlegung auf Wöchnerinnenstation, bin abends mit Mann zum Essen in die Cafeteria, habe plötzlich höllische Kopfschmerzen bekommen, in den Flur gekotzt, wurde ins Zimmer verfrachtet und hab ab da nur noch gelegen.
Ich wurde nicht aufgeklärt, dass die PDA offenbar schiefgegangen war und meine Hirnflüssigkeit im Rücken (oder wie auch immer) erst wieder neu gebildet werden müsse. Ich hab Schmerzmittel erhalten, die nicht gewirkt haben und wurde angehalten Kaffee zu trinken, Behandlung Ende. Die Schmerzen wurden immer schlimmer, habe 4 Tage nicht geschlafen, lag am Ende nur an die Decke starrend im Bett und konnte mich vor Schmerzen nicht mal mehr auf die Seite drehen. Ohne die Unterstützung von Mama und Mann, die sich Tag und Nacht abgewechselt habe, wäre ich bestimmt durchgedreht. Ich konnte meinen Sohn nicht versorgen, hatte auf Grund der Schmerzen keinen Milcheinschuss, so dass meine Sohn dann Neugeborenengelbsucht bekam und mit Flasche gefüttert wurde, was mir überhaubt nicht gepasst hat, da ich Stillschwierigkeiten befürchtet habe, die letztlich auch eingetreten sind.
Dienstag nacht ist Mama dann ausgerastet und hat gegenüber der diensthabenden Hebamme von Pfusch gesprochen. Auf einmal ging da ein Theater los, Bett wurde gewechselt, bei jedem Schichtwechsel ist die diensthabende Ärztin aufgetaucht und hat erklärt, sie sei nun da wenn etwas sein sollte. Mittwoch früh Gespräch mit "Abteilungsleiterin", hat abgestritten, dass PDA verpfuscht, Verletzung der Hirnhaut (wodurch Hirnflüssigkeit entwichen ist, Loch schließt sich eigentlich von allein, war bei mir aber wohl zu groß, da Kanüle, meiner Meinung nach direkt durch Hirnhaut gestochen wurde, wofür auch die Komplettlähmung spricht) sei auf keinen Fall beim Setzten passiert, eventuell beim Herausziehen der Kanüle und auf keinen Fall war eine Überdosierung (hat ja auch keiner behauptet!) erfolgt.
Mir wurde ein Blood-Patch nahegelegt (Eigenblut wird in Spinalraum injiziert und Gerinnung schließt dann das Loch). Hab mich dafür entschieden, sollte eigentlich schon Mittwoch gemacht werden, wurde im OP dann abgeblasen, da ich Thrombosespritze erhalten hatte. Mittwoch zu Donnerstag dann absolute Horrornacht, hatte höllische Schmerzen, hab Schlaftablette erhalten, hat nur Schwitzanfall ausgelöst, bin morgens dann wohl doch eingeschlafen, auf der Seite liegend aufgewacht und hatte absoluten Hirnflash (ich dachte: " Ich muss aufs Klo, aber dass ist die falsche Hausnummer und ich muss doch vorher einen Strampler anziehen?!). Mein Mann hat das mitgekriegt und hat meine Mama geweckt (hatten beide im Zimmer mitgeschlafen). Die hatte einen hübschen hysterischen Anfall und hat die diensthabende Ärztin gerufen. Die hat mich dann beruhigt, bis ich wieder bei mir war und den Spruch abgelassen :" Na Sie sind wohl Einzelkind, das merkt man!" Könnte der Alten heute noch eine dafür semmeln!!!
Donnerstag früh Blood-Patch, höllische Schmerzen beim auf-der-Seite-liegen, aber musste Stillhalten, damit nicht wieder was schiefgeht.
Sofortige Besserung, konnte im Zimmer schon wieder sitzen. Wurde dann von dem Anästhesisten äußerst unfreundlich aufgefordert, aus dem Bett aufzustehen, das Liegen würde mir nicht guttun. Brav (und blöd) wie ich bin gemacht, erste mal nach 5 Tagen mein Baby im Arm gehalten und selbst gewickelt, Milcheinschuss sofort und äußerst schmerzhaft heftig, Baby trotzdem nicht richtig dran getrunken, viel geschrien.
Morgens nach dem Duschen kommen die Schmerzen wieder, ich steh heulend mit Baby im Arm am Fenster und denke " Die Schweine haben mich kaputt gemacht. Ich will einfach nur nach Hause". Anderer Anästhesist kommt rein, fragt, was ich da mache, ich solle auf dem Rücken liegen und mich schonen (Wie Bitte ???!!!). Ich gemacht, nur gelegen, viel getrunken, am Samstag dann gott sei dank lebend (hab mir zwischendurch gewünscht zu sterben) und auf meinen eigenen Beinenn das Krankenhaus verlassen.
Sonntag Brustentzündung mit Schüttelfrost und Fieber, ersten 4 Wochen nur abgepumpt, da Baby nicht an Brust getrunken, mich dann durchgekämpft und das Stillen doch noch gepackt! Nach weiteren 4 Wochen eine Rechnung von Vivantes über 400 Euro für das Einzelzimmer. Mir ist fast der Arsch geplatzt!!! Geschrieben, sie sollen mich gefälligst in Ruhe lassen. Lapidare Entschuldigung gekommen. Das wars.
Wenn ich die Nerven und eine Rechtsschutzversicherung hätte, hätte ich die gesamte Bagage auf Schmerzensgeld verklagt. Mir wurde das Geburtserlebnis, auf das ich absolut positiv eingestellt war, gründlich versaut.
Die Hälfte der Fälle, die eine intensivmedizinische Versorgung nötig machen, schaffen die sich meiner Meinung nach durch ihr künstliches Forcieren der Geburten selbst. Der Wehentropf erhöht die Wahrscheinlichkeit eines Kaiserschnitts um das Dreifache, meist werden diese Geburten, wie bei mir, durch Saugglocke oder Zange beendet. Informiert euch vorher und lasst euch, gerade als Erstgebärende, keinen Scheiß erzählen. (Man hat ja noch keine Erfahrung). Dieses Krankenhaus ist eine Fabrik, es läuft nur mit Quantität und nicht mit Qualität.
Macht euch klar, dass die Info-Abende reine Werbeveranstaltungen sind (bin ja auch drauf reingefallen). Da mit einer Selbstverständlichkeit zu Medikamenten gegriffen wurde, kann ich davon ausgehen, dass die schonenden wehenfördernden Maßnahmen nur auf ausdrücklichen Wunsch gemacht werden (und das setzt meiner Meinung nach schon Geburtserfahrung voraus, man weiß dann ja, was so ungefähr abgeht).
Wenn ihr 10 Minuten von der Niederkunft entfernt seid, ist das Krankenhaus sicherlich zu empfehlen, ansonsten wird nur auf die Zeit geschielt.
Wenn meine nächste Schwangerschaft wieder so reibungslos verläuft gehe ich sicher in kein Krankenhaus mehr. Bin nur froh, dass meine Familie, trotz der Angst und des Stresses so gut durchgehalten hat und mich unterstützt hat. Mein Mann hat sogar meine Bettpfanne "bedient" auf die ich zwischendurch gezwungen war, weil ich nicht aufstehen konnte.
Ach ja, das Essen ist für Wöchnerinnen eine absolute Zumutung. Frühstück und Abendessen wird abgezählt, wer zum Frühstück kein dunkles Brot mag, hat nach zwei erlaubten Brötchen einfach mal Pech. Das Mittagessen war jeden Tag einfach nur zum Kotzen und ungenießbar.
1 Kommentar
Guten Tag,
wir bedauern sehr, dass Sie diese Erfahrungen in unserem Klinikum gemacht haben. Ihre Anmerkungen werden wir intern besprechen. Gerne möchten wir Ihrer Kritik nachgehen. Dafür benötigen wir bitte nähere Angaben zu Ihrer Person und den beschriebenen Gegebenheiten.
Bitte schreiben Sie uns mit der Vorgangsnummer 53823 an qm.knk@vivantes.de.
Beste Grüße
Ihr Vivantes Qualitätsmanagement