Ich kann die Station nicht empfehlen!
Ich musste sehr lange warten (knapp 9 Monate). Die Größe der Zimmer ist unzumutbar (Ich war in einem Doppelzimmer untergebracht, das ca. 12 qm umfasste!). Die Station ist im allgemeinen sehr lieblos gestaltet.
Der Fokus der Therapie liegt sehr auf dem Essen, was aber im Vorgespräch nicht erwähnt wurde. Auch wenn man keine Essstörung hatte, musste man Essens- und Trinkprotokolle anfertigen (Welches Gefühl führte zu welchem Essverhalten, usw.) und mit anderen Patientinnen achtsam und ohne zu bewerten essen.
Ein wichtiges Instrument der Therapie ist die Achtsamkeit: Alles (und damit meinen die auch absolut alles) sollte achtsam gemacht werden: Achtsam essen, achtsam gehen, achtsam Sport machen, etc. Achtsamkeit bedeutet sich der Dinge, die man verrichtet, bewusst zu werden und sie nicht zu bewerten (man sollte Gegenstände beschreiben, ohne sie zu bewerten, z.B. der Apfel ist grün und hat eine saftige Note, statt er schmeckt fürchterlich).
Die Skills, die ich während der DBT erlernte, fand ich ansatzweise hilfreich, allerdings helfen die nur bei Hochspannungszuständen. Allgemein gelten für alle die gleichen Regeln und jeder wird gleich behandelt, egal mit welchen Problemen er da auftaucht. Mit meinem Therapeuten kam ich überhaupt nicht klar, er zeigte nicht sonderlich viel Interesse an seinen Patientinnen und äußerte das das auch relativ deutlich (Zitat: Ich bin lieber Arzt als Therapeut). Während der drei Monate, die ich da war, fand die Einzeltherapie nur alle 2 Wochen volle 50 Minuten statt, ansonsten hatte man nur eine halbe Stunde. Die Therapeuten fand ich allesamt nicht sonderlich kompetent, dafür waren die Schwestern trotz Personalmangel wirklich alle sehr bemüht zu helfen.
Die Therapie ist sehr verhaltenstherapeutisch ausgerichtet, heißt, die Vergangenheit wird nicht betrachtet, auch nicht die Zukunft, sondern nur die Gegenwart, denn Achtsamkeit bedeutet im Hier und Jetzt zu sein. Mir wurde gesagt, ich solle meine Vergangenheit radikal akzeptieren und vergessen, denn ich könne sie jetzt sowieso nicht mehr ändern.
Ich kann die Station niemandem empfehlen. Therapien fielen wegen Personalmangel oft aus, in der Gruppe wird nur das besprochen, was auch im Manual steht. Darüberhinaus gibt es auch wenig Programm. Die Therapeuten wirkten auf mich allesamt relativ unfreundlich, unnahbar und inkompetent.
Habe viel erwartet, wenig bekommen!
1 Kommentar
Edit:
Besonders von dem 6-wöchigen Aufenthalt habe ich von den Pflege- und den Einzelgesprächen sowie dem MCT-Ansatz profitiert.
Durch den Aufenthalt wird der Fokus aber leider natürlich stärker auf die Zwänge gelegt, sodass man für sich schauen muss, ob es das einem wert ist, oder ob man dies eher in einem anderen Rahmen (mit weniger Grübelzeit) praktikzieren möchte.
Die Aussage zu der Visite würde ich auch nicht mehr so stehen lassen.
Empfehlen würde ich den Aufenthalt für stark depressive Patienten, die erstmal wieder eine halbwegs verfügbare Tagesstruktur finden möchten, aber eher nicht Patienten mit selbstfokussierten Zwangsgedanken/Grübelzwängen, zumindest nicht für einen längeren Zeitraum; dafür aber die MCT in ambulanter Form.