Wir erheben heute die Vorwürfe, um deutlich zu machen, wie Patient/innen einen Aufenthalt in der Geriatrischen Station der St. Lukas-Klinik erleben (können) und um für alle die zu sprechen, die sich weniger artikulieren können, sei es, weil sie zu alt, krank und/oder dement sind. Wir sind der Meinung, dass sich im Interesse Ihrer Patient/innen in Ihrem Hause dringend etwas verändern muss. Dass es anders und besser geht, haben wir im direkten Vergleich mit der St.Lukas-Klinik im Städtischen Klinikum, in dem unsere Mutter drei Wochen unmittelbar vor dem Aufenthalt bei Ihnen war, und in der Kurzzeitpflege Friedrichshof, erlebt, in die sie von Ihnen aus entlassen worden ist.
Mit dem heutigen Schreiben wollen wir unsere Beschwerden schriftlich wiederholen und systematisieren, wollen Sie nicht nur Ihnen, sondern auch Dritten gegenüber öffentlich machen.
01. Gleich am Tag der Einlieferung in ein Zimmer im 4. Stock wurden wir außerhalb des Zimmers auf dem Flur Zeuge davon, dass ein männlicher Patient in einem der Nachbarzimmer rund 15 Minuten um Hilfe rief, ohne dass sich irgendjemand darum kümmerte. Zur gleichen Zeit saßen 4-5 Pfleger/innen in einer Art gläsernem Zimmer auf der linken Flurseite, dösten vor sich hin, spielten Karten, schwätzten und taten nichts.
02. Nur wenige Tage später hatte sich meine Mutter am rechten Fuß und an einer Stelle am Gesäß wund gelegen. Ihre mdl. vorgetragene Bemerkung, dass die Patientin die wunde Stelle am Fuß selbst zu verantworten hätte, da sie gegen Ihr ärztliches Anraten ihre Crocs-Sandalen angezogen habe, die diese Wundstelle verursacht habe. Das ist insofern völlig aus der Luft gegriffen, da sie zu diesem Zeitpunkt ihrer Krankheit überhaupt nicht mehr gehen konnte und höchstens noch im Rollstuhl saß. Zudem erklärt Ihre Unterstellung nicht die zweite Wundstelle.
03. Sowohl im 4. als auch im 1. Stock Ihrer Geriatrie, in den unsere Mutter dann verlegt wurde, gibt es einen unerträglichen Gestank, eine Mischung aus Kartoffelbrei und Kot.
04. Eine Mund- und Zahnpflege wurde höchst unregelmäßig, nur schlecht und nur oberflächlich durchgeführt, was zu Wundstellen und Schmerzen führte.
05. Die AP-Versorgung (künstl. Darmausgang) war auf beiden Stationen desolat. 3-4 mal wöchentlich wurde der Beutel- oder Plattenwechsel unsachgemäß oder zu spät durchgeführt, so dass unsere Mutter in ihren Exkrementen lag und die Wäsche ständig sehr stark verschmutzt war. Nach Aussage unserer Mutter hat niemand ihre Hinweise und Tipps ernst genommen. Wir halten diese Inkompetenz für zutiefst verletzend; sie zeigt die oberflächliche Behandlung auf Ihrer Station besonders deutlich. Außerdem war nie genügend AP-Material vorhanden, so dass es stets von daheim beigeschafft werden musste.
06. Sie saß mehrfach viel zu lange, einmal rd. 45 Minuten, auf der Toilette, rief um Hilfe und niemand kümmerte sich um sie. Es ist auch des öfteren vorgekommen, dass sie zu lange am Tisch im Rollstuhl saß, ohne dass sie jemand ins Bett zurückführte; einmal wurde ihr in einer derartigen Situation schlecht. Wären wir nicht zufällig dazugekommen, wäre sie hilflos aus dem Rollstuhl gekippt.
07. Viel zu wenig Pflegepersonal kümmerte sich viel zu wenig um sie. (Dies wurde uns kontrastiv deutlich durch die spätere und vorbildhafte Situation in der Kurzzeitpflege im Friedrichshof.)
08. Unsere Mutter wurde von mehreren Ihrer Ärzte als demenzkrank behandelt, obwohl sie das nicht war.
09. Ärztliche Visiten am Bett unserer Mutter dauerten oft nur 1 bis max. 2 Minuten. Stets sprachen Ihre Ärzte mit ihr zu schnell und zu leise. Meistens sprachen sie gar nicht mit ihr, sondern über sie. Sie hatte viel zu wenig die Chance, sich persönlich Gehör zu verschaffen und in den Dialog einzutreten.
10. Einmal wurde eine ihr durch einen Arzt zugesagte Änderung der Medikation auch nach zwei Tagen immer noch nicht umgesetzt. Mehrfach stritten sich Ihre Ärzte untereinander am Bett und im Beisein der Patientin.
11. Die Patienten Ihrer Geriatrie nennen eine der Krankenschwestern „Der Feldwebel“ – man fragt sich, warum wohl?
12. Unser Ihrer Sekretärin an einem Montag telefonisch vorgetragener Wunsch nach einem baldigen mündlichen Gesprächstermin konnte erst am Freitag jener Woche entsprochen werden. Als wir dann pünktlich zu diesem Gespräch ankamen, mussten wir weitere 45 Minuten auf Sie warten.
13. Anlässlich dieses Telefonats sagte uns Ihre Sekretärin, dass Sie an einigen Tagen pro Woche überhaupt nicht an der Solinger St. Lukas-Klinik, sondern an einem anderen Krankenhaus arbeiten würden. Uns (und hoffentlich der Krankenkasse) ist in diesem Zusammenhang völlig unklar, wie Ihre Chefarztbehandlung bei gleichzeitig körperlicher Abwesenheit gewährleistet sein kann.
14. Einige Tage nach dem mündlichen Gespräch und nur einen Tag nach dem Telefonat mit Ihnen treffen Sie mich zufällig auf dem Flur des Krankenhauses und begrüßen mich mit dem Satz „Guten Tag, Herr S .. (falscher Name)!“. Wir fragen uns deswegen: Wie intensiv und individuell lassen Sie sich auf Ihre Patienten und deren Familienangehörige ein?
15. In Ihrer Klinik kann man nur sehr schlecht einkaufen. Warum gibt es z. B. bei den Softdrinks nur Coca Cola und Sprite, nicht aber gesunde Obstsäfte?
16. Die „Belagerung“ des Klinikeingangs durch zahlreiche Raucher ist abstoßend und wird von uns als Aufdringlichkeit und Belästigung empfunden. Warum gibt es in Ihrer „rauchfreien“ Klinik ein gesondertes Raucherzimmer im 1. Stock (und für wen?)?
17. Während des Klinikaufenthaltes unserer Mutter war einer der beiden Fahrstühle mehr als zwei Tage kaputt. Die beiden kleinen Räume für Vasen sowohl im 1. als auch im 4. Stock waren – gelinde gesagt – dreckig.
18. Die Beratung durch Ihren sozialen Dienst war völlig unprofessionell. Erst als die Urlaubsvertretung unseren „Fall“ behandelte, wurden wir sachgerecht beraten, so dass die nötigen bürokratischen Schritte in die Wege geleitet werden konnten.
19. Bei einer anstehenden Verlegung in ein Hospiz verweigerte Ihr Oberarzt die Ausstellung der dafür nötigen Hospizbescheinigung. Drei Wochen später verstarb unsere Mutter.
20. Die Klinikverwaltung hat verabsäumt, bei der Krankenversicherung rechtzeitig einen Antrag auf Kostenübernahme zu stellen, was bei der Abrechnung und der Begleichung der Rechnung zu einem heillosen Durcheinander, vielen unnötigen Telefonaten und bürokratischem Briefwechsel führte.
3 Kommentare
Ein großes Lob an Sie,dass Sie sich so gut,um Ihren dementen Vater gekümmert haben.
Auch Gott, wird es Ihnen hoch anrechnen. Ganz bestimmt.