Entgegen meinem Wunsch wieder in die KTB nach Freiburg zu kommen, da ich dort 2007 in AHB war, wurde ich im März 2008 von der Rentenversicherung Bund in die eigene Klinik nach Bad Homburg geschickt. Die Enttäuschung über die Klinik zeigte sich dann recht schnell vor Ort. Von Betreuung kann in dieser Klinik keine Rede sein. Man kam sich wohl eher wie in einem schlechten Seniorenhotel mit Sportangebot vor, dass sich zudem noch während eines Umbau befand.
Dass die Klinik auf einem Berg liegt und es für kranke Leute daher sehr schwer oder oft auch unmöglich ist von der Klinik in die Stadt zu kommen war schon erschreckend. Der Klinikbus fuhr nur Mo-Fr um 14 Uhr in die Stadt und abends um 17 Uhr (Fr schon 16:30) wieder hoch in die Klinik. Öffentliche Verkehrsmittel verkehrten nur am Fuße dieses besagten Berges. Die Klinik ähnelte daher für viele der kranken Patienten einer Festung! Lediglich die Wanderwege im Wald um die Klink waren weniger anstrengend zu erlaufen. Der schöne Kurpark von Bad Homburg liegt ebenfalls im Tal und war daher ebenfalls für viele nicht erreichbar.
Die Klinik ist wie gesagt mit einem schlechten Hotel zu vergleichen. An der Rezeption erhält man seinen Schlüssel und erste Instruktionen und bekommt gesagt wo man untergebracht ist. Bei dem zunächst verwirrenden Klinikaufbau mit „km“-langen Gängen ist es nicht einfach das Schwesternzimmer zu finden (In der KTB war man an der Rezeption abgeholt worden). Die Schwester geleitet einen dann auf das Zimmer . Zum Mittagessen wird einem gesagt wo und wann man sich einzufinden hat. Im Speisesaal wird einem vom Personal der zugewiesene Platz gezeigt. Weitere Erklärungen gibt es keine (z.B. dass es an den Samstagen kein Büfett zum Mittagessen gibt und einem die obligatorische Suppe im Topf auf den Tisch gestellt wird. Wenn man an diesem Tag das vegetarische Menü will, muss man es 1 Tag vorher mitteilen. Ebenso, dass die Listen mit denen man sich vom Essen abmelden kann am Wochenende nicht an der Pinwand vor dem Speisesaal hängen, sondern im Speisesaal oben auf dem Büfett liegen). Wie bei fast allem in der Klinik muss man sich auch hier selbst informieren. Eine Klinikführung gibt es am Spätnachmittag (wenn man Glück hat und sie nicht ausfällt).
Dass sich die Klinik noch mitten im Umbau befunden hat und der Betrieb trotzdem weiterlief (zumindest in der Hälfte der Klinik mit den Tumorpatienten) war ein deutliches Zeichen dafür, unter welchem Kostendruck die ganze Klinik steht. Hier wird keine Rücksicht genommen, dass z.B. Autogenes Training erlernt werden soll, während nebenan die Handwerker Löcher bohren oder Gymnastik in einer vollkommen verdreckten und staubigen Turnhalle stattfindet. Einmal wurden sogar die sportlichen Aktivitäten von der Physiotherapeutin abgebrochen, nachdem die Handwerker mit stark riechender Farbe in die Halle kamen und es uns nahezu den Atem verschlug.
Am deutlichsten war jedoch der Kostendruck beim Essen festzustellen. Eine dermaßen schlechte Küche hatte ich noch nicht erlebt. Nicht nur, dass das Mittagessen ziemlich geschmacklos und eintönig war (jeden Tag Karottengemüse!!!) und nur 2 Essen zur Auswahl anbot, auch das ständig gleiche Büfettangebot morgens und abends bot nicht das, was zu einer gesunden Ernährung hätte beitragen können. Frische Obst gab es so gut wie nie (die Patienten, die dazu in der Lage waren kauften sich selbst Obst in der Stadt!) der Frühstücksorangensaft war mehr gefärbtes Zuckerwasser als Frucht und die angerührte „Müslipampe“ ungenießbar (In habe mir ein richtiges Müsli ebenfalls selbst gekauft). Zu dem angerührten Müsli gab’s dann noch Cornflakes von denen ich in Freiburg gelernt hatte, dass dies nur leere Kohlenhydrate sind, die man meiden sollte (aber vermutlich sind die auch wieder billiger als Haferflocken, Rosinen und Trockenfrüchte). Als Alternative gab’s dafür dann noch geschnittenes Gemüse zum Frühstück (Karotten, Gurken, Rettich oft eingetrocknet und vom Vorabend). Darüber konnten wir alles nur den Kopf schütteln! Wurst- und Käseaufschnitt der billigsten Sorte und 3 Wochen lang immer das gleiche! Der Pflücksalat am Büfett immer gleich und mit den 2 „neutral“ schmeckenden Salatsoßen eine Katastrophe. Alles in allem war man froh wenn man Gelegenheit hatte irgendwo anders essen zu gehen und sich abmelden konnte. An die Essenszeiten wurde man aber immer akustisch erinnert. Auch am Wochenende ertönte 7:30 Uhr der Gong zum Frühstück – nicht dass mal einer möglicherweise ausschlafen wollte! Aber in den harten Betten fiel es einem sowieso schwer.
Die Zimmer waren zweckmäßig eingerichtet. Eine Uhr fehlte jedoch. Einen Kühlschrank für die Gemeinschaftsnutzung auf der Station gab es auch nicht. Ebenso fehlte eine Küche auf der Station, sodass man für Trinkwasser und heißes Teewasser immer ins 2.OG zum Speisesaal über die ewig weiten Gänge und Treppe/Aufzug musste. Da nachts der Heißwasserbehälter ausgeschaltet war, gab’s aber nachts sowieso kein heißes Wasser mehr (man darf sich eben als Kranker nicht mitten in der Nacht einen Tee kochen wollen!). In den Zimmern war Anfang der 90er Jahre eine „Nasszelle“ eingebaut worden. Dies entspricht den Tatsachen, da die ebenerdigen Duschen dafür sorgen, dass nach dem Duschen alles unter Wasser steht. Eine separate Regelung der Heizung im Badezimmer ist nicht möglich, d.h. wenn man tagsüber nach der Wassergymnastik duschen wollte, war’s eben nicht so warm. Die Zimmer waren sehr hellhörig. Telefonate und Fernseher aus dem Nachbarzimmer konnten gut mitgehört werden.
Da es sich um eine Klinik handelt in der hauptsächlich ältere Senioren untergebracht waren (im Gegensatz zu Freiburg) hielt man auch Freizeitangebote für überflüssig. Nach dem Abendessen das es bereits um 17:30 Uhr gab, konnte man von 19:30 -21 Uhr noch schwimmen (wenn man noch 2 weitere Patienten fand die mitschwimmen wollten, da man mindestens zu dritt sein musste um schwimmen zu dürfen), in den Fitnessraum gehen oder um 19 Uhr einen DVD-Film anschauen der im Vortragsraum gezeigt wurde. Ansonsten war die Klinik „tot“ (insbesondere am Wochenende)! Das Bistro hat um 17:30 Uhr geschlossen, sodass man sich noch nicht einmal auf ein Glas Apfelsaft hätte im Foyer treffen können. (Es gab nur einen Getränkeautomaten für abends). Beim Freizeitangebot wurde von der Klinik auf die Angebote von Bad Homburg verwiesen – wo jedoch, wie gesagt, nur die fitten Patienten überhaupt hinkommen konnten. Aber eben alles auf Eigeninitiative ohne Unterstützung der Klinik. Eine Unterstützung der Patienten bei der Teilnahme am gesellschaftlichen Leben fand nicht statt (in Freiburg ist man z.B. gemeinsam zur Stadtbesichtigung gegangen – das war organisiert von der Klinik).
Neben den verordneten sportlichen Aktivitäten hat man auch Vorträge „verordnet“ bekommen. D.h. man konnte also nicht aus einem Angebot an Vorträgen (z.B. über einen Aushang) ersehen, was angeboten wurde, sondern durfte/konnte nur dort hingehen wenn man es im Verordnungheft stehen hatte. Die Vorträge fanden alle im 5.OG im Vortragssaal statt. Das 5.OG war nur über die Treppe oder 1 einzigen Fahrstuhl erreichbar (ebenso wie der Speisesaal im 2.OG). D.h. dass ggf. alle 220 Patienten mit diesem Fahrstuhl unterwegs sind. Die Wartezeiten waren dabei bis zu 15 Minuten!! Manchmal hat der Fahrstuhl gar nicht funktioniert, wodurch es Patienten mit Gehbehinderungen nicht möglich war an den Vorträgen teilzunehmen. Es gab noch einen 2. Fahrstuhl, den sog. Funktionsaufzug. Dieser durfte aber von den Patienten nicht benutzt werden.
Die Terminvergabe für die Anwendungen war auch recht interessant. Da meine Reha-Zeit in die Woche der Osterferien gelegt war, hatten einige Therapeuten noch Urlaub. Das es auch Krankheitsfälle gab, waren ganz offensichtlich weniger Therapeuten da, sodass dann eben einfach nicht so viele Termine vergeben werden konnten (Aussage von der Terminvergabe: „Wenn ich keine freien Termine habe, kann ich auch keine vergeben“ – logisch – aber ich wollte ja gar nicht in der Ferienzeit in Reha!) D.h. es wird also offensichtlich versucht die Klinik mit Patienten immer zu 100% auszulasten egal ob möglicherweise in der Urlaubszeit Therapeuten fehlen. Die Therapien an sich waren meistens recht gut, wobei man in manchen Fällen die Überbelastung der Therapeuten schon spürte (auch durch die Umbaumaßnahmen). Die ärztliche Betreuung war sehr gut. Hier hatte man noch ausreichend Zeit für die Patienten. Auch der wöchentliche Oberarztbesuch auf dem Zimmer (eher ein „Relikt“ aus alter Zeit als tatsächlicher Nutzen) entsprach dem normalen Klinikbetrieb. Die ärztlichen Vorträge waren hervorragend!
Beim Pflegepersonal hingegen spürte man erneut wieder den Kostendruck. Auch hier ist die Personaldecke so dünn, dass sich die Schwestern hinter ihren Zimmertüren verschanzten und immer gehofft haben in Ruhe gelassen zu werden. Der offene Umgang mit den Patienten der Station hat gefehlt. Man kannte sich eigentlich nicht!! In Freiburg hatte ich zu Beginn und Ende der AHB ein sog. Pflegegespräch mit der Stationsschwester – so was kennt man in dieser Klinik nicht und behauptet, die Themen würden vom Stationsarzt mit abgedeckt werden. Dies ist jedoch nicht der Fall wie mir Freiburg gezeigt hat. Ein Arzt wird sich immer auf einer anderen Ebene mit dem Patienten unterhalten wie eine Schwester.
Das weitere Angebot in der Klinik war auch recht dürftig. Beschäftigungstherapie gab es zwar in einem Raum, aber auch hier war man so ziemlich alleine gelassen (Eigeninitiative!) Wenn man irgendwas machen wollte und nicht wusste wie das geht, dann wurden einem die Dinge von der Betreuerin eher vorgemacht als erklärt. Eine Ergotherapeutin war überhaupt nicht vorhanden in der Klinik. Die Sozialberatung war in ihrem Vortrag über das Schwerbehindertenrecht auch nicht so ganz überzeugend, da die Patienten teilweise besser informiert waren als sie selbst (z.B. Bahncard 50 zum halben Preis).
Die Diätassistentinnen hatten es ebenfalls schwer an dieser Klinik. Irgendwie waren ihre ganzen Vorträge nicht so richtig glaubwürdig, da der Klinikalltag nicht das wieder spiegelte was von ihnen gepredigt wurde („5 am Tag“ war überhaupt nicht möglich!).
Alles in allem kann ich nur jedem davon abraten in diese Klinik zu gehen (alle Patienten waren froh als die 3 oder 4 Wochen rum waren). Patienten werden abgefüttert, als Nummer durchgereicht und abgerechnet. Von einer individuellen ganzheitlichen Betreuung kann hier nicht die Rede sein.
1 Kommentar
Hallo Dine1211,
vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, Ihre Erfahrungen mit uns zu teilen. Es tut uns leid zu hören, dass Ihr Aufenthalt nicht Ihren Erwartungen entsprochen hat. Ihre Rückmeldung nehmen wir sehr ernst, denn wir möchten die Qualität unserer Leistungen stetig verbessern.
Wir bedauern, dass Sie sich in Bezug auf die Sauberkeit, die medizinische Betreuung und die Verpflegung nicht wohlgefühlt haben. Auch die von Ihnen geschilderten Erfahrungen mit der Kommunikation und Organisation geben uns wichtige Hinweise darauf, wo Nachbesserungen nötig sind.
Wir wünschen Ihnen weiterhin alles Gute für Ihre Gesundheit und viel Kraft für die Zukunft.
Ihre Deutsche Rentenversicherung Bund