Mein Mann wurde im Juni 2011 ins Herzzentrum überwiesen und bekam 4 Bypässe. Wir hatten nicht damit gerechnet, er hatte keinen Infarkt gehabt und gedacht, es reicht, wenn man im Stents setzt. Aber es kam noch schlimmer. Die OP als solche ist gut verlaufen, ohne Komplikationen. Das die Zimmer ziemlich düster waren nahm man hin. Auch die alten Betten, die unfreundliche Stationsärztin, die Schwestern, die manchmal genervt wirkten. Wenn man einen Arzt sprechen wollte, dauerte es lange, bis man einen Termin bekam; es war, als wolle man Godfather persönlich belästigen. Es sollten ja nur 10 Tage sein. Leider fing die Wunde am 8. Tag an zu nässen, es wurde ein Abstrich gemacht und es stellte sich heraus, dass an der Wunde Keime waren. Also musste die Naht zum Teil wieder aufgemacht werden und mein Mann bekam eine Vakuumpumpe angesetzt. Das könne jatzt dauern, meinte der Stationsarzt, bis zu 6 Wochen. Ach so, der Keim: Es wäre mehrere gewesen, Staphylokokken und Colibakterien hätte man gefunden. Einmal gelang es, den Arzt fragen zu können, wie denn die Keime da hingekommen sind. Aber da bekam man eine vorwurfsvolle Antwort und zu einer zweiten Frage kam es nicht. Man wurde behandelt wie ein unmündiges, lästiges Kind, welches nicht fragen soll. Wir waren inzwischen beide mit den Nerven fertig, mein Mann war jeden Tag hinfälliger und kränker. Nach weiteren zwei Wochen musste die Naht immer weiter wieder aufgemacht werden, wurde meinem Mann gesagt, dass die Wunde nun nicht mehr zuwachsen kann, er müsse verlegt werden in eine Klink für Plastische Chirurgie.
Nach fast 5 Wochen Herzzentrum Duisburg wurde mein Mann nach Köln verlegt. Dort untersuchte man ihn, machte Proben und Röntgenbilder und stellte fest, dass er eine starke Infektion im Brustbein habe, die von den Drahtcerclagen ausging, mit denen man das Brustbein verdrahtet hatte. Es blieb keine andere Wahl als das Brustbein zu entfernen und Teile der Brustmuskeln über den Bereich zu transplantieren. Die Wunde war dann im September endlich zu. Mein Mann kann nicht mehr schwimmen, sich keinen Pullover über den Kopf ziehen, nicht mehr als 5 kg heben.
Noch eins: geholfen hat das Pflegepersonal in Köln, das tat gut.
2 Kommentare
Sehr geehrter Herr Werner 2012,
auch ich gehöre zu den traumatisierten Angehörigen, die die Behandlung eines Angehörigen (meines Vaters)verarbeiten müssen.(s.Luise 11 vor zwei Jahren).Mein Vater verstarb nach einer Bypassoperation durch eine postoperative Brustbeininfektion mit multi-resistenten Keimen. Der Leidensweg war Gott sei Dank nach 13 Monaten beendet, mir mehrfachen Komplikationen durch die Infektion (während der OP?). Was ich in den sechs Monaten in der mein Vater auf der Intensivstation dieser Klinik bleiben mußte bis er verlegungsfähig war, an Fehlern und Grausamkeiten erleben durfte verfolgt mich heute noch.Wir waren damals in einer ernormen Stresssituation und meine Familie hat die Qual der Behandlung kaum ausgehalten.Ich wollte mehrfach die Polizei einschalten, aber die Familie war dagegen aus Angst es könne sich auf die Behandlung meines Vaters auswirken. Ich mache mir noch heute grosse Vorwürfe es nicht getan zu haben.In dieser Zeit, hat man sich "zwangsläufig" mit vielen Angehörigen unterhalten -in der Sitzgruppe draussen vor der chirurgischen Intensivstation-, die mit ihren Angehörigen ähnliches erlebt haben,sei es durch Infektionen nach OP, Komplikationen durch OP und anschließender Herz-Lungen-Maschine und Dialyse.Besonders schlimm war es für uns, wenn das Wochenende kam,da wird dann die häufigsten Komplikationen bei meiem Vater erlebt haben.
Es ist mir klar, dass die Herzpatienten zur Hochrisikogruppe gehören, aber ich bin schockiert und traurig, dass sich scheinbar die Umgehensweise mit Patienten und Angehörigen kaum verbessert hat.Ich wünsche Ihnen alles Gute und hoffe, dass Sie das Erlebte verarbeiten. Danke, dass ich Ihnen schreiben durfte. Luise 11