Wer Arroganz in Reinkultur erleben möchte, ist hier richtig. Coole Jünglinge im weißen Kittel und Ärztinnen, die man sich eher auf einem Kasernenhof oder direkt auf der Kolchose vorstellen kann, lassen leise Zweifel an der Quelle des angeblich guten Rufes aufkommen. Der Helios-Konzern machte schlechte Presse mit vielen Kündigungen im Niedriglohnbereich und mit der grandiosen Idee, Pflegepersonal als Anästhesisten auf die Nummer Patient loszulassen.
Leider kann man dieser Klinik als Notfallpatient kaum entgehen, wenn man im Süden Berlins wohnt. Hat es einen erst in die Notaufnahme verschlagen, übt man sich in der Tugend Warten und gewinnt flott den Eindruck, unerwünschtes Übel zu sein. Kaum umgehen läßt sich im Anschluß die Röntgenabteilung, schon zu Behring-Zeiten ein unhöflicher ruppiger Haufen. Das etwa 100 Jahre alte Behring-Krankenhaus wurde zusammengepreßt mit zwei anderen Krankenhäusern, zuletzt mit der Lungenklinik Heckeshorn. Dann übernahm der Helios-Konzern alles.
Die Neu- und Umbauten bedeuten für Patienten die im Sommer kommen, heiße Zimmer, für bettlägerige Patienten eine Quälerei. Der Olivenhain unter Glas heizt sich zusätzlich auf. Alles ist auf Sparmaßnahmen auf dem Rücken der Patienten ausgelegt: Wo schon keine Klima-Anlage gegönnt wird, gibt es Wasser in Mehrweg-Plastikfläschchen, also Leitungsheimer in hoffentlich gut gespülten Flaschen vom Patienten nebenan mit womöglich ansteckenden Krankheiten. Wen wundert es wenn der Konzern Gewinne schreibt.
Leider war es in unserem Fall so, dass die Einlieferung mit heftigem Infekt erfolgte, inzwischen wurde es eine schwere Lungenentzündung, die seit über 4 Wochen nicht in den Griff zu kriegen ist. Informationen an Angehörige gleich Null. Ständig kommt der Patient auf andere Stationen, auch hiervon werden die Angehörigen nicht unterrichtet. Zweimal Intensivstation, über 3 Stunden stand der Patient vor dem CT (mit einer Lungenentzündung!) , man steht hier mit Bett und in Schlafanzug bzw. Nachthemd auf dem Flur fast mitten im Publikumsverkehr/Eingangsbereich. Senioren ohne Zähne sowie ängstliche Kinder werden hier schutzlos gaffenden Besuchern preisgegeben (die Würde des Menschen ist unantastbar!). Termine bei den Sozialarbeitern für arbeitende Angehörige sind wegen der knappen Sprechzeiten unmöglich. Seltene Arztgespräche mit Angehörigen finden auf Drahtstühlen auf dem Stationsflur statt, jeder Vorbeikommende kann mithören. Dem Patienten werden weder Untersuchungstermine mitgeteilt noch andere Maßnahmen. Medikamente werden hingestellt und nicht erklärt. Unangenehme Maßnahmen wie absaugen werden nicht angekündigt, der Schlauch wird dem Patienten in den Hals geschoben, eintretender Brechreiz wird ignoriert. Druckgeschwüre werden zu spät behandelt.
Momentan wird mal wieder um- neu gebaut. Und zwar direkt vor den Fenstern der Intensivstation. Dort stehen die Fenster offen, so daß die Schwerkranken ungehindert in den Genuss von Fein- und Betonstaub kommen.Das Parkhaus ist weiß gepudert vom Staub, alle Handläufe sind eingedreckt und husten sollte man hier besser nicht. Die Gebühren werden natürlich voll erhoben. Die Anwohner der Gegend leben mit absoluten Halteverboten um den Betonmischern und LKW ungehinderte Zufahrt zu gewähren
Nun, wir werden in Zukunft immer wieder in fast jährlich erscheinenden Vergleichen und Benotungen der Presse lesen, dass z. B. die nötige Anzahl von Operationen zur Qualitätssicherung fast doppelt überschritten wurden. Eigentlich zählt doch Qualität vor Quantität, oder? Na ja, unsere Krankenkassenbeiträge machen's möglich. Eine Umorientierung des Gesundheitssystemes in Richtung Dänemark hätte eine schnelle Abkehr von der jetzt üblichen Gewinnorientierung zur Folge.
Übrigens: Ich rede hier nicht von einem Einzelfall, ich bin mir auch klar darüber, dass in Krankenhäusern nicht stets geheilt werden kann. Aber Pleiten, Pech und Pannen in Reihenfolge macht nachdenklich, Ebenso wie die Tatsache, dass ein auf eigene Kosten verlegter Patient in einer anderen Klinik schnell wieder auf die Beine kam.
1 Kommentar
Bitte entschuldigen Sie die späte Antwort:
Wir bedauern die hohen Belastungen von Patientin und Angehörigen und stehen bezüglich der medizinischen Maßnahmen und dem Verlauf einer offensichtlich fortgeschrittenen Tumorerkrankung gern zu einem persönlichen Gespräch zur Verfügung. Gleichzeitig möchten wir an dieser Stelle folgende Punkte anmerken:
Bei einer Brustkrebserkrankung und Verdacht auf eine Ausbreitung auf das Rippenfell ist die Thorakoskopie (Spiegelung des Brustfells) der medizinische Standard. Eine Drainage wird in der Folge regelhaft angewendet, um die Lunge wieder zu entfalten. Ohne genaue persönliche Daten der Patientin kann leider bezüglich der behaupteten Verletzung der Lunge keine weitere Aussage getroffen werden, so dass die Fachabteilung gern für einen Austausch zur Verfügung steht.
Wir sind froh, dass wir dem gesetzlichen Anspruch auf Palliativversorgung von Schwerstkranken sowie den Grundsätzen der Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland entsprechen. Bezüglich der Gegenfinanzierung durch die Kostenträger hat auch die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin darauf hingewiesen, dass diese unzureichend sind.
Wir wünschen der Patientin und ihren Begleitern viel Kraft und bleiben gerne im Gespräch. Für eine unkomplizierte Kontaktaufnahme wenden Sie sich bitte an BEB-Beschwerdemanagement@helios-gesundheit.de