Wem eine Auszeit von Alltag und Beruf und die Möglichkeit zu Plaudern mit anderen Menschen in/außerhalb der Therapiestunden helfen, ist hier richtig. Echte therapeutische Hilfe bei tiefen, strukturellen Problemen der Psyche kriegt man aber nicht.
- Pro:
- Sehr nette Mitpatienten und nettes Personal (selbst das Reinigungspersonal). Gutes Essen, noch besser an Feiertagen. Einfühlsame und kompetente Physiotherapeutinnen. Nette Verwaltungsangestellte. Engagierter Hausmeister. Gute Ernährungsberatung
- Kontra:
- Eingereichte Aufnahmeunterlagen wurden nicht ernst genommen (gewünschte Ursachenklärung der Symptome wurde nicht gemacht). Zu viel darf man über Gefühle wie z.B. Einsamkeit im Leben doch nicht sprechen (Kunsttherapeutin: Das hatten wir doch schon).
- Krankheitsbild:
- U.a. Mittelgradige Depression und Schlafstörungen – Ursachen wären zu klären gewesen
- Privatpatient:
- nein
- Erfahrungsbericht:
-
50+25Min. Einzel-PT und 2x 100M. G(ruppen)PT pro Woche bei 6 Wochen Aufenthalt (wovon noch Aufnahme- und Entlassgespräche abgehen) in Akutabteilung sind m.E. deutlich zu wenig für den hohen (finanz.) Aufwand eines stationären Klinikaufenthalts.
Die Werbung der Klinik "Nicht die Symptome, sondern die Ursachen stehen im Mittelpunkt der Behandlung" ist m.E. bewusste Täuschung. Das ganze Therapiekonzept ist simpel: Man soll über seine Gefühle (die angeblich den Großteil der menschlichen Interaktion ausmachen, Inhalte seien zweitrangig) JETZT reden (nicht z.B. in realen Lebenssituationen) und die Rückmeldungen der Mitpatienten wahrnehmen (egal ob die einem inhaltlich für das normale Leben helfen). Therapeuten schauen (in GPT) nur zu und moderieren etwas. Was hinter den geäußerten problematischen Verhaltensweisen/Gefühlen steckt und wie diese überwunden werden könnten (dafür nötige Entwicklungsschritte), wird trotz explizitem Wunsch NICHT ergründet/besprochen. Das löst aber keine individuellen Probleme, was ein Bereitschaftsarzt indirekt auch zugab (dürfte er lt. Klinikleitung eigentlich gar nicht sagen). Dazu wie man bspw. bei Minderwertigkeitsgefühlen zu einem gesunden Selbstbewusstsein kommt (Kern des Problems fast aller Patienten?), wurde geschwiegen. Nahezu jede Aussage zu handfesten eigenen Defiziten wurde relativiert/bagatellisiert als hätte man ja gar kein Problem ("Dann nehmen sie Ihre mentale graue Brille doch einfach ab". Ein schlechtes Gedächtnis hat auch Gutes. Unternehmen stellen angeblich bewusst auch langsamere Mitarbeiter ein).Im Entlassbericht (der NICHT mit einem durchgesprochen wurde, dafür tlw. Falschaussagen und erhebliche Beschönigungen des Behandlungserfolgs enthielt) wurde dann doch umständliches Denken attestiert. Fragen werden mit Gegenfragen beantwortet und vom Therapeuten sinnlose und zeitraubende Diskussionen gestartet. Ein Therapieziel für den Patienten seitens Klinik ist nicht vorhanden.
1 Kommentar
Ergänzend zu meiner Bewertung noch folgende Anmerkungen: Die gemachten Aussagen wurden nach bestem Wissen und Gewissen auf Grundlage meiner Erinnerung und meines persönlichen Eindrucks und Verständnisses erstellt, um einen möglichst anschaulichen und hilfreichen Eindruck v. a. vom psychotherapeutischen Konzept der Hardtwaldklinik 2 zu geben; unbeabsichtigte Fehler und missverständliche Formulieren sind dabei trotz sorgfältigster Arbeit nicht ausgeschlossen. Die Beschreibungen sollen falsche Vorstellungen und Entttäuschungen von dem, was einen erwartet/erwarten kann, möglichst verhindern. V. a. aufgrund der Zeichenbeschränkung für die Texte, musste sehr knapp und prägnant formuliert werden. Auch aus Gründen des Datenschutzes. Es gäbe jedoch noch deutlich mehr zu sagen.
Inhaltliche Ergänzung: In den 2x 100Min. Kunsttherapie und 100Min. Bewegungstherapie (was beides auch als Gruppen-Psychotherapie gilt) soll nach meinem Verständnis die Interaktion der Patienten miteinander praktiziert werden. Dabei sollen versteckte Gefühle geweckt und Verhaltensweisen erkannt und die Gefühlswahrnehmung gestärkt werden. "Entdeckte" Gefühle sollen dann in der Einzeltherapie besprochen werden. Wem seine problematischen Gefühle (soziale Ängste und Minderwertigkeitsgefühle bspw.) schon bekannt sind, dem wird das nicht viel bringen (außer dass man evtl. seine Liebe bspw. zum Töpfern entdeckt). Eine Aufarbeitung der Hintergründe dieser Empfindungen und Probleme findet, wie in der Bewertung beschrieben, nicht statt. Das wäre für mich aber die eigentliche Aufgabe (und selbst genantes Ziel der Klinik) und das wahre Wesen von echter Psychotherapie.