Nach Schulter- und Knieoperationen, nach Stenosen und Bandscheibenvorfällen und so weiter, hatte ich eine regelrechte Wartezimmer- und Orthopädenphobie entwickelt.
Ich möchte niemanden kränken, aber der organisatorische Ablauf durch die Arzthelferinnen, das Ambiente der Wartezimmer und - ganz wichtig - die mangelnde Gesprächsaufmerksamkeit mancher Fachärzte trugen dazu bei, dass ich nur noch meinen Hausarzt konsultierte. Er ist Internist und hat mir lange Zeit geholfen mit Akupunktur. Ich lehnte niedergelassene Orthopäden inzwischen gänzlich ab.
Deren Therapievorschläge:
1) Wirbelbögen aussägen und dann versteifen.
2) Sie werden im Rollstuhl landen
3) Sie werden inkontinent, damit müssen Sie leben
4) Sie müssen sich mehr bewegen
5) Sie müssen abnehmen
(Ich war früher Leistungsschwimmerin und habe zudem als Physiotherapeutin gearbeitet. Die Rückenprobleme habe ich seit 15 Jahren, seitdem habe ich über 40 Kilo zugenommen. Diätversuche scheitern, ich fühle mich noch erbärmlicher.)
Wie ich das schaffen soll? Mit dubiosen Pulvern, die der Orthopäde im Angebot hat.
Die Fragen, die er mir stellt, beantwortet er selbst. Ich werde nicht gehört.
Dann habe ich angerufen im Grönemeyer-Institut.
Ich wollte fragen, wieviel es kostet, wenn ich mir eine Meinung dort einholen möchte.
Ich konnte es kaum glauben und machte einen Termin, zu dem ich meine frischen MR-Aufnahmen mitbrachte.
Als ich die Räume betrat, entspannte sich mein ganzer Körper, die Unruhe und Angst, die ich auch hier vor dem Termin hatte, waren sofort weg.
Helligkeit, Farben, grosse Originalgemälde, die die Fröhlichkeit von Kinderbildern vermitteln und die grau-kalte Atmosphäre wegwischen, die man von anderen Praxen so kennt. Angenehmer, ruhiger Umgang der Arzthelferinnen und Empfangsdamen mit den Patienten und auch untereinander. Unterschiedliche Stühle und Sessel im Wartebereich, weil jeder Gast andere Vorlieben hat, was das Sitzen angeht. Man fühlt sich als Gast, nicht als Patient. Toll, habe ich so noch nicht erlebt. Tische im Wartebereich, man kann seinen Kaffe abstellen und sitzt ein wenig, wie 'bei Oma am Küchentisch', entspannt eben.
(Endlich nicht dieser zwanghafte seitliche Körperkontakt zu gesichtslosen Fremden. Man traut sich meist nicht, die Leute von der Seite anzusehen, obwohl sie einem fast auf dem Schoss sitzen.)
Tisch bedeutet eine angenehme Distanz, man kann sich aufstützen und lesen, man kann Kaffee trinken oder Wasser, man kommt auch ins Gespräch, aber ohne Indiskretion.
Hier ist ALLES ALLES anders.
Der Arzt hörte mir wirklich zu, ein Gespräch auf Augenhöhe.
Sachlich, verständlich, erklärend und lösungsorientiert.
Nächste Woche werde ich dort am Knie operiert. Natürlich habe ich Sorge. Aber ich fühle mich gut aufgehoben.
Die ersten Injektionen in die Wirbelsäule letzte Woche - ich habe seitdem besser geschlafen. Zum ersten Mal seit Jahren ohne Schmerzen.
1 Kommentar
Ja , auf dessen Website wird Die Behandlung so beschrieben: " Im Mittelpunkt steht der Mensch". In Wirlichkeit sollte es wohl heißen: " Im Mittelpunkt steht der Privatpatient" Diese Therpie kann nur über Privatkassen, als ein paar (wenige)Krankenkassen abgerechnet werden. Alle anderen bleiben außen vor, mal wieder ein gutes Beispiel das in Deutschkand eine " zwei Klassen" -Medizin betrieben wird.